„Seht, welch ein Mensch!“

Einen kleinen Jugendtag erlebten die Jugendlichen der Bezirke Braunschweig, Göttingen, Hildesheim und Wolfenbüttel am zweiten Sonntag im Mai in Gifhorn.


Große Vorfreude

Schon wieder! Schon wieder war der Kirchenparkplatz in Gifhorn voll, schon wieder wurden Tische und Bänke aufgebaut, schon wieder wurde das Kirchenschiff hergerichtet. Schon wieder?

Nein – endlich! Denn schließlich hatte die Jugend aus Braunschweig, Göttingen, Hildesheim und Wolfenbüttel schon lange genug auf diesen „Kleinen Jugendtag“ gewartet. Wie groß die Vorfreude war, war sogar auf facebook deutlich geworden, wo die Jugendlichen sich schon einmal eingestimmt und gegenseitig zu diesem Event eingeladen hatten.

Es waren fast 370 Jugendliche und Betreuer, die sich am 13. Mai 2012 zum Jugendgottesdienst in Gifhorn einfanden.

Mit „The Lord is my shepherd“ und „Herr, dir sei Dank“ hatte zunächst der Jugendchor das Wort und stimmte auf den Gottesdienst ein.

Apostel Burchard wählte für den Gottesdienst als Bibelwort „Seht, welch ein Mensch!“, einen Teil aus Johannes 19, 5.


Majesty

Zunächst ging er allerdings auf das Lied des Chores ein: „Majesty (Here I am)“ (www.youtube.com/watch?v=6ilpIlidYIo).

Der Apostel äußerte, dass die Majestät Gottes in jedem Gottesdienst erlebbar sein solle und auch wir machten ein kleines Stück dieser Majestät Gottes aus. Diese große Majestät solle daher immer unser Leben prägen.

In Vorbereitung auf den Gottesdienst habe er sich am Samstag vor dem Gottesdienst unter anderem bewusst mit der Jugend verbunden, während sich diese als Jugendchor auf den Gottesdienst vorbereitete. So meinte der Apostel: „Jeder bringt etwas anderes mit zum Gottesdienst: Fragen, Belastungen, Negatives, aber auch Gutes und Dankbarkeit. Und dann erfahren wir, wie es bei Joel heißt: Und ihr werdet erfahren, dass ich mitten unter euch bin.“

Der Apostel wünschte uns, dass Gott in unserer Mitte sei – ganz individuell in der Mitte unseres Lebens.

Im Anschluss legte der Apostel das Bibelwort aus. Im Lateinischen heiße es „Ecco homo – Seht, welch ein Mensch“. Der Ausspruch geht im Johannesevangelium auf Pilatus zurück. Er soll den gequälten und geschlagenen Jesus an die Hand genommen und gesagt haben: „Seht, welch ein Mensch!“ (Pilatus soll damit zum Ausdruck gebracht haben, dass er keinen Grund für die Verurteilung Jesus sah.)

Jesus hat damals dieses Opfer für uns gebracht. Auch in unserer Zeit opferten sich noch Menschen für ihre Überzeugung auf, strebten durch ihr Handeln nach dem Guten. Als Beispiele nannte der Apostel hierbei Albert Schweitzer, Dietrich Bonhoeffer oder Martin Luther King.

Es passiere aber auch oft, dass bei mancher Tat nicht das Herz dabei sei, sondern mehr auf den Vergleich mit anderen gesetzt werde. Wir sollten daher unseren Blick fest auf Jesus richten. Ein paar Fragen können dabei unsere Einstellung verdeutlichen:

  • Wie steht unser Herz zu Jesus?
  • Wie stehen wir zu Jesus in unserem Handeln?

Wir dürfen zu Jesus kommen, wie wir sind. Unter diesem Aspekt können wir im täglichen Leben zwar Menschen beurteilen, wir dürfen sie aber nicht verurteilen.

Beispiele dafür finden wir in der Bibel: Die Menschen schimpften auf Jesus, weil er mit den Zöllnern sprach, mit ihnen aß und trank. Auch wir könnten Zöllner und Sünder sein.
Christus stellt sich immer auf die Seite der Schwächeren.

Wir sollten uns also fragen, so forderte der Apostel auf, wie wir mit denen umgingen, die am Rand stünden. Dabei gehe es nicht nur um Menschen in der Kirche, sondern auch um Begegnungen im täglichen Leben. Wie stehen wir zu ihnen?

Es gilt, sie anzusprechen und auf sie zuzugehen. Konkret bedeutet das, dass sich zur Liebe Christi auch noch die Zivilcourage gesellen muss und wir uns damit sichtbar auf die „andere Seite“ stellen.


Komm doch zu mir!

Auch wenn wir uns verloren fühlten, so erläuterte der Apostel, komme Christus auf uns zu und spreche zu uns: „Komm doch zu mir.“

Wir sollen zu denen, die sich abgesondert haben, Kontakt suchen – zu den „Randgruppen“, mit denen niemand etwas zu tun haben will. Wir können sie zurückholen. Dazu sollen wir barmherzige Samariter sein. Barmherzigkeit sei nötig und erforderlich.

Hier gab der Apostel ein Beispiel aus unserem kirchlichen Umfeld: „Bruder, Schwester, die Vorangänger sind für uns da!“ Wir sollten das Gleiche tun – nicht nur in unserer Kirche, sondern überall. „Seht, welch ein Mensch!“

In Bezug auf die Rückkehr ging der Apostel weiter auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn ein. Auch dieser habe zurück gedurft. Und auch wir dürften zurück.

Es sei daher auch zu prüfen, wie wir jemandem begegneten, der nach langer Zeit wieder zurückkomme. Wir sollten voller Liebe sein - „Steine weg argumentieren ist unsere Aufgabe“. Hierzu führte der Apostel die Aussage Jesus an seine Jünger mit an: „Der Größte unter euch soll euer aller Diener sein!“ Dies bedeute zum Beispiel für unsere Jugendgruppen, dass wir darauf achten sollten, dass es keine „Hackordnungen“ gebe.


Jesus ähnlicher werden

Der Apostel bekräftigte, dass Jesus immer da sei und dir, also uns, helfe, selbst wenn wir etwas Schlechtes getan hätten. Wir sollten aber versuchen, Gutes zu tun, ohne dabei die eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen. Wir sollen Jesus ähnlicher werden und ein Stück von Jesus in das Leben der Anderen hineinstrahlen.


Wie hast du dein Leben geplant?

Bischof Hiddessen, der erst im April durch den Stammapostel zum Bischof ordiniert worden ist, sprach die Jugend in seinem Mitdienen direkt an: „Du Liebe, du Lieber, was wird aus dir? Wie hast du dein Leben geplant?“ Konkrete Antworten konnte der Bischof nicht kennen. Dementsprechend fuhr er fort, dass wir das Beste aus unserem Leben machen sollten. Wir hörten auf die Eltern, orientierten uns an Freunden und träfen dann eine Entscheidung. Viele sprächen dabei von Selbstverwirklichung. - Wenn ich genug Geld habe, dann kann ich hin, wo ich hin will.

Wer kann uns helfen? Wo kommt das Leben her?

Auch diese beiden Fragen baute der Bischof mit in seine Predigt ein. Gott habe die Menschen auf die Erde gebracht, es sei seine Idee gewesen. Es gehe auch heute nicht ohne den Schöpfer – ohne Gott.

Er habe Hilfe zum Leben gegeben und dann habe er beschlossen: „Ich werde Mensch durch meinen Sohn.“ So habe er es vorgelebt.

Noch einmal betonte Bischof Hiddessen anschließend: „Wie planst du dein Leben? Wie nimmst du es an? Wie weit ist Jesus Teil deines Lebens? Heute ist er da. - Und morgen?


Was für ein Bild!

Als zweiter Mitdienender schloss Priester Karsten Brede, der neue Bezirksjugendleiter im Bezirk Braunschweig, an. Er schilderte zunächst seine Eindrücke. So habe er, als er das erste Mal in Gifhorn gewesen sei, auf der Seite der Jugendlichen gesessen, habe zum Altar geschaut und habe gedacht: „Mensch, was für eine Orgel! - Jetzt stehe ich hier oben und kann nur sagen: Mensch, was für eine Jugend!“

Priester Brede wünschte der Jugend, dass sie spüren solle, wie gut es ist, sich dem Herrn anzuvertrauen. Die Anlässe sind dabei nicht ausschlaggebend. Man könne zu ihm kommen, wenn man ein Minus auf dem Konto hat oder auch, wenn man keine Freundin hat.

Dass das Vertrauen auf Gott uns stark machen kann, schilderte er an einem Beispiel von einem Vater und seinem Sohn. Der Vater habe dem Nachbarn ein paar Geräte ausgeliehen und habe sie nun wieder gebraucht. Daraufhin habe er seinen Sohn zu dem Nachbarn geschickt, um die Geräte wieder zu holen. Sein Sohn habe dem Nachbarn sagen sollen: „Mein Vater schickt mich“. Der Sohn habe die Geräte schnell bekommen. Dass der Vater ihn geschickt hatte, sei dabei eine Rückendeckung für ihn gewesen.


Jesus lebt in uns

Auf uns übertragen bedeute dies, dass auch wir spüren sollten, dass der Heilige Geist fest in uns ist. Er behindere nicht unser Leben, sondern gebe unserem Leben einen Sinn. „Man kann wohl seinen Job verlieren, aber nicht die Liebe Gottes.“

Zur Vorbereitung auf das Abendmahl gab der Apostel noch einmal wichtige Aspekte des Gottesdienstes wieder: „Wir werden jeden Tag ein Stück gefordert. - Wir sind Christen. - Jeder will in seinem Leben einen Traum verwirklichen. Unser Traum ist Jesus Christus.“

Nach dem Bußlied „Vergebung“, in dem es heißt „Danke, o Vater, dass ich heute zu dir kommen kann. Schenk mir Vergebung neu“, feierte die Gemeinde das Heilige Abendmahl.


Abschied und Willkommen

Nach der Feier des Heiligen Abendmahls wurde Bezirksevangelist Backhaus, der den Bezirk Braunschweig 14 Jahre betreute, von seiner Beauftragung als Bezirksjugendleiter entbunden. Als sein Nachfolger wurde Priester Karsten Brede beauftragt.

Die Jugendlichen des Bezirks hatten für den ausscheidenden Bezirksjugendleiter ein Abschiedsgeschenk vorbereitet und gestalteten insgesamt eine schöne Übergabe.

Nach Schlusssegen und Schlusslied trafen sich die Gottesdienstteilnehmer noch zum gemeinsamen Imbiss. Gestärkt durch Salate und Würstchen, Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke konnten alle eine Zeit der Gemeinschaft genießen.

Text: D.F. / Fotos: T.V.